Unsere Narrenfiguren

Der Biel-Bocker     

            

Brauchtum und Namensgebung:


Seit eh und je wird den Irndorfern in der Fasnet der Name "Biel-Bocker" nachgesagt.
Der Ursprung dieses Namens ist in der Geschichte des Ortes und seinen Bewohnern zu finden. Einen Biel, auch Hügel genannt, gibt es auf dem ganzen Heuberg.
Den Irndorfern wurde früher eine Art Sturheit gegenüber der Obrigkeit nachgesagt, sie bockten. Betrachtet man das Gemeindewappen Irndorfs, erkennt man drei Bühle (auf schwäbisch Biel). Diese Biele gibt es auf dem ganzen Heuberg.
So gibt es in Irndorf unter anderem einen Schönbühl, Steinbühl und Böschenen Bühl.
Die Ähren auf den Bielen des Wappens stehen für die Lebensweise der Irndorfer und die Verbundenheit mit der Landwirtschaft. Die zwei Äxte zeigen das typische Arbeitswerkzeug für den Wald.
Ursprünglich lebten die Irndorfer von der Waldbeweidung und von der Rodung des Waldes. So entstand in Irndorf eine typische    Rodungssiedlung.
Das Leben war sehr arbeits- und entbehrungsreich. Die harte Arbeit im Wald und in der Landwirtschaft zeichnete die Leute in Art und Wesen. Nicht immer gelang es den kargen Böden für den langen, harten Winter genügend Nahrungsmittel und Futter abzuringen.               
Des weiteren waren sie gezwungen, kaum aufzubringende Abgaben an    die Obrigkeit zu richten. Zudem mussten die Irndorfer dem herrschaftlichen Schäfer mit seinen Schafen das Abweiden Ihrer Wiesen gewähren. Dies führte zu dauerndem Streit und Verweigerungen der Irndorfer gegenüber den herrschaftlichen Anweisungen. Die Folge war, dass die hohe Gerichtsbarkeit des Ruggerichts öfters harte Strafen gegen die Irndorfer aussprach.
Selbst Ende des 18. Jahrhunderts verweigerten die Irndorfer im napoleonischen Krieg den feindlich eingefallenen Truppen vorerst jede Herausgabe von Nahrungsmitteln.
              
Masken- und Häsbeschreibung:

 

Jede Maske wurde, bzw. wird von Hand geschnitzt und ist somit ein Individuum.
Die Masken spiegeln verschiedene Gesichtscharakteren wieder.

            

Jedes handbemalte Häs zeigt die Gegend in und um Irndorf. Am Kopfumhang ist zu Einen der Spaltfelsen in seiner ursprünglichen Form mit Blick auf Beuron, zum Anderen der Eichfelsen mit Blick auf´s Donautal sowie das Irndorfer Wappen zu sehen. Auf dem hinteren Teil des Gewandes sind Stellen des Naturschutzgebietes "Irndorfer Hardt" dargestellt. Die restlichen Teile des Gewandes sind mit seltenen Blumenarten bemalt, welche teilweise nur noch im Irndorfer Hardt zu finden sind.
              
Die Entstehung des Weißnarrenhäs:
              

Nachdem im März 1995 die Irndorfer Fasnet durch Armin Schorer wieder ins Leben gerufen wurde und das Interesse der Irndorfer Bürger sehr groß war, wollte der Elferrat und die Mitglieder des Narrenvereins eine eigene Irndorfer Narrenfigur.
Es bot sich an, die Grundlage hierfür in der Geschichte des Dorfes und des Fasnets-Namen "Biel-Bocker" zu suchen. Nach eingehendem Gedankenaustausch und diversen Anregungen kam man zum Entschluss, einen Weißnarr entwerfen zu lassen.
Der Fridinger Maler und Kunsthistoriker Hans Bucher († 2002) wurde mit dem Bemalen eines Musterhäses beauftragt.
Der Fridinger Kunstschnitzer und Steinmetz Willy Bucher beauftragte man damit eine Mustermaske für den Irndorfer Biel-Bocker zu entwerfen und zu erstellen. Beide Künstler legten besonderen Wert auf die Individualität der Biel-Bocker Figur. Es war von Anfang an sehr wichtig, dass jedes Biel-Bocker-Häs ein Unikat ist. So wird bis heute jedes Häs handbemalt und die Maske von Hand geschnitzt. Jeder Biel-Bocker hat somit seine eigenen Merkmale und Charakterzüge.
Die Vielfalt und Indivitualität des Biel-Bocker´s soll der Narrenhistorie und seiner Kultur entsprechen und diese wiedergeben.            


 

Das Hardtweible     

            

Die jüngste Figur der Irndorfer Fasnet:         

    

Die Farben des Stoffes wurden sehr dunkel gewählt, da es ja grundsätzlich in der Nacht zu sehen war und unheimlich wirken soll. Es trägt einen schwarzen Hut mit Schleier und zwei schwarzen Federn. Teilweise sieht man es auch mit einer gelben Maske, die das nachgesagte gelbliche Gesicht darstellen soll. Es trägt grundsätzlich schwarze Handschuhe um ihre Knochenhände zu verstecken und hat immer ein schwarzes Täschchen dabei.               
Als Edelfräulein trägt das Hardtweible eine bunte Robe, einen Rock    mit Scherpe sowie schwarze Schuhe.
              
Die Sage vom Hardtweible:             

 

Auf dem Hardt, dem südlichen Teil des Heubergs, geht das Hardtweible um.
Zu Lebzeiten war es ein Edelfräulein auf Burg Werenwag.
Dort soll es einen jungen Ritter so hintergangen und belogen haben, dass er sich aus Gram und Verzweiflung vom hohen Felsen in die Tiefe stürzte. Diese Schuld muss das Hardtfräulein büßen. Schwarz gekleidet, mit einem runden breitrandigen Hut auf dem Kopfe, geht es des Nachts über die Felder und durch die Wälder des Hardtgebietes. Auch sein Hut ist schwarz, weil es um den armen Ritter trauern und vor Schande sein Gesicht verdunkeln muss. Das Hardtfräulein kann sich auch verwandeln. Dann kommt es daher wie ein altes, müdes Weib, humpelt am Stock, hat aber einen kräftigen Schritt. Die Bauern sagen dann Hardtfräulein.
              
Es ist ein boshaftes Weib, das die Menschen gerne auf Irrwege führt. Es läuft vor ihnen her, als ob es auf dem rechten Weg vorausginge und führt die ihm Nachfolgenden in die Erdlöcher und Höhlen. Auf keinen Anruf hat es jemals noch Antwort gegeben. Wenn es ganz böse ist, stürzt es die Menschen die steilen Donaufelsen hinunter, dass sie elend zerschellen. Schon mancher hat so unterm Eichfelsen das Leben lassen müssen.
              
Einmal hat es einen Mann, der von Beuron die Staig herauf heimwärts ging, dergestalt geblendet, dass er sein Dorf und sein Haus nicht mehr erkannte. Als er doch noch durch Zufall heim fand und in seiner Stube hinter dem Ofen saß, stand er wieder auf, nahm Stock und Hut und sagte zu seiner Frau: "Ich muss machen, dass ich heimkomme, die Meinigen warten sonst zu lange auf mich."

 

Ein andermal führte es einen Metzger, der auf dem Heuberg Vieh kaufen wollte, bei Nacht so lange im Dorf herum, bis dieser im Kopfe wirr wurde und schließlich tot in einem Erdloch liegen blieb.

 

Ein paar brave, junge Leute hatte es vom Wege ab in ein Dorngebüsch gezerrt und sie dann in einen Abgrund gestoßen, wo sie verletzt und wehklagend liegen blieben. Dann erschall jedes mal das seltsame Lachen, das nur dieses Gespenst ausstoßen konnte.

 

Man schauderte, wenn man es hörte.
Wer dem Hardtweible einmal begegnet war, der schritt fortab unsicher seinen Weg und ahnte hinter jedem Strauch eine Gefahr. Junge Burschen, die erst spotteten und lachten, wenn vom Hardtweible die Rede war, verstummten, sobald sie mit ihm zusammenkamen. 

Es war so, dass man sich in Irndorf schier nimmer auf die Strasse traute wenn es Abend oder Nacht wurde.

 

Als ein Junker bei Nacht am Waldrand entlang über das Hardt ritt, begegnete ihm das Hardtfräulein. Er sah ein schwarzes Fräulein vor sich, das einen großen Hut mit einer hohen Feder trug. Das Gesicht konnte er nicht sehen. Nach dem schönen langen Faltenkleid musste es ein Edelfräulein sein. Der Reiter wollte das Fräulein anrufen, aber im selben Augenblick hob es die Arme mit den langen Knochenhänden so rasch in die Höhe, dass das Pferd scheute und mit Riesensprüngen über Stock und Stein davon rannte. Der Junker konnte das aufgebrachte Tier nicht mehr zum Stehen bringen. Mit gebrochenen Gliedern, zerschunden und zerfetzt, fand man Ross und Reiter am anderen Tag tot in der Hardthalde liegen. Das Hardtfräulein hatte wieder einmal ein Opfer gefunden.

 

Die bekannteste Tat ist jedoch die mit dem Knopfmacher. Ihn stürzte es mit Ross und Wagen einen Felsen ins Donautal hinunter, an welchem er zerschellte. Seither heißt dieser Felsen "Knopfmacherfelsen".

Weil es aber immer neue Schuld auf sich lud, ward es immer mehr verdammt.
Endlich soll es einem Manne gelungen sein, das Hardtweible just in dem Augenblick in den "gespaltenen Felsen" hinabzustoßen, als es ihn selber umbringen wollte. Man hatte im nahen Dorfe ein markerschütterndes Lachen gehört, aber den Mann nicht zu sehen bekommen. Erst später hat es sich herausgestellt, dass der Mann kein anderer als der "Härdtlegeist" gewesen war.


 

Der Bauer     

            

Die Irndorfer Bauerngruppe repräsentiert das arbeitsame und entbehrliche Leben auf dem kargen Heuberg. Sie sind fester Bestandteil der Irndorfer Fasnet und symbolisieren während des Narrentanzes mit ihren Werkzeugen die handwerklichen Arbeiten wie hacken, mähen, dreschen, Äpfel pflücken und Holz spalten.


 

          

 

Kontakt:

Zunftmeister

Jörg Reizner

Drei-Kreuz-Straße 4/1

78597 Irndorf

zunftmeister@bielbockerzunft.de


Narrenschreiberin

Kathrin Bauer

Kronenweg 8

78597 Irndorf

narrenschreiber@bielbockerzunft.de